Deutschland noch Spitzenreiter in Patentanmeldungen zu E-Antrieben für Kfz

Einer bisher unveröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge Deutschland (noch) Spitzenreiter in der Anzahl von Patentanmeldungen für E-Antriebe, berichtet die FAZ, der die Studie vorliegt.

Das IW hat für diese Studie seine interne Patentdatenbank gezielt nach internationalen Patentanmeldungen mit Schutzwirkung für Deutschland und ein weiteres Land durchsucht.

Während China sich zum mittlerweile größten Produktionsstandort für die Automobilindustrie entwickelt hat, besteht als Forschungsstandort noch Aufholbedarf. Deutschland ist seit der Jahrtausendwende vom drittgrößten zum sechstgrößten Kfz-Produktionsstandort abgestiegen. So hatte Deutschland nur noch einen Anteil von 3,4% der globalen Kfz-Produktion, hinter Ländern wir Japan (ca. 7%), den USA (ca. 9%) und China (ca. 25%). Zum Teil lässt sich diese Entwicklung dadurch erklären, dass deutsche Hersteller verstärkt im Ausland fertigen lassen und somit dem Inland als Produktionsort eine nachgeordnete Rolle zukommt.

Im Strukturwandel der Kfz-Industrie weg von konventionellen Antrieben und hin zu Elektroantrieben nimmt China eine Sonderrolle ein. Während Länder wie Deutschland etwa seit Mitte des letzten Jahrzehnts mit Forschung und Entwicklung langsam und sukzessive von konventionellen Antrieben zum E-Antrieb wechseln, hat China die Phase der konventionellen Antriebe nahezu übersprungen, und sich direkt auf E-Antriebe fokussiert.

Der Studie zufolge sind im Jahre 2020 in Deutschland ca. 6.800 Patentanmeldungen im Bereich Kfz angemeldet worden, in China lediglich ca. 950 Patentanmeldungen. Damit liegt China noch hinter Ländern wie Japan, Frankreich, Südkorea und den USA auf dem sechsten Rang. Diese sechs Länder zusammen vereinigen über 80% der weltweiten Kfz-Patente auf sich.

In Deutschland hat die Kfz-Industrie traditionellerweise eine große Bedeutung, so entstammen ca. 25% aller internationalen Patentanmeldungen in Deutschland derzeit dem Kfz-Bereich. Allerdings ist die Lage nicht so positiv, wie die absoluten Zahlen es vermuten lassen. So ist Deutschland der einzige große Investitionsstandort, der 2020 weniger internationale Kfz-Patentanmeldungen eingereicht hat als 2010. Die Autoren der Studie geben allerdings zu bedenken, dass dies auch weitere Ursachen, wie beispielsweise die Pandemie und/oder veränderte Patentstrategien, haben könnte.

In Deutschland wurden 2020 noch mehr Patentanmeldungen zu konventionellen Antrieben eingereicht, während in China im gleichen Jahr fast 10 mal so viele Patentanmeldungen zu E-Antrieben eingereicht wurden wie zu konventionellen Antrieben.

Noch bewahrt sich Deutschland einen Vorsprung in absoluten Zahlen. 2020 hat Deutschland immer noch fast doppelt so viele Patentanmeldungen zu E-Antrieben eingereicht wie China. Allerdings hat sich China rasant entwickelt: Während 2010 aus China noch ca. 150 Patentanmeldungen aus dem Kfz-Bereich angemeldet wurden, sind dies 2020 bereits sechsmal so viele Patentanmeldungen gewesen.

Dabei herrscht jedoch zwischen China und Deutschland nicht unbedingt vornehmlich Konkurrenz. So verfolgen China und die deutschen Hersteller beispielsweise verschiedene, sich durchaus ergänzende Strategien: Während aus China vor allem Patentanmeldungen zu Batteriezellen kommen, fokussieren sich die Patentanmeldungen aus Deutschland vor allem auf die Steigerung der Energieeffizienz der E-Antriebe. Dazu passt auch, dass fast 50% der aus China stammenden Patentanmeldungen von einem einzigen Unternehmen (CATL) stammen, welches den Markt für Batterien dominiert und mit Fabriken in Europa als Zulieferer für die europäischen Autohersteller dient.

Quelle: FAZ (https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/auto-verkehr/e-autos-deutschland-entwickelt-mehr-patente-fuer-antriebe-als-china-19308844.html)